Hurra, es gibt ein neues Projekt!
(Ob ich das aber wirklich wollte....!?)
Ein Rundmotor für meine Guzzi
(So war die Idee und die dazugehörende Geschichte, aber dann kam alles ganz anders! Ich lasse sie trotzdem mal hier stehen.)
Es ist ja mal so, eigentlich ist meine Guzzi seit Jahren fertig! Vielleicht hier und da mal eine kleine technische oder optische Verbesserung, ein bisschen Pflege und Wartung und ansonsten nur noch
fahren, fahren, fahren! Im Hinterkopf bleiben dabei aber die schon mit dem Motor abgespulten rund 245.000 Km! Ich kann mir nicht vorstellen, dass er einen Hang zur Unsterblichkeit hat, habe ich ja
auch nicht.
Wenn dann aber mal das Aggregat erneuert werden muss, so meine Idee, dann sollte es aus rein optischen Gründen ein Rundmotor sein (Ja, ich weiß, die eckigen LM III Motoren sind nahezu unschlagbar
gut, aber sei es drum!).
Da kam es mir ganz gelegen, dass mir ein Freund eben einen solchen Motor überließ. Er sollte zwar mal Öl geraucht haben, aber ansonsten wohl in einem ganz passablen Zustand sein. Na prima, damit kann
man dann was anfangen. Von Martinek getunt und stolze 1036 ccm, mit Doppelzündung und P3-Nocke.
Also habe ich mich schon mal richtig gefreut, ihn dann aus einem Fahrwerk ausgebaut und angefangen zu staunen. Der rechte Ventildeckel hatte arge Sturzspuren und am rechten Zylinderkopf fehlte die
Hälfte aller Kühlrippen (geschweißt war er auch schon!). Grummel! Das gleiche Bild bot sich auf der rechten Seite der Ölwanne, auch da sind längst nicht mehr alle Kühlrippen da. Na gut, ich bin von
Hause aus ein optimistischer Mensch, also weiter geht es. Von Dreck und Öl (auch großflächig auf dem Motorgehäuse verteilter schwarzer Farbe) lasse ich mich nicht abschrecken! Nun steht er also
ausgebaut auf meiner Hebebühne ...
Der Deliquent
Zusammengebaut ist es manchmal gar nicht so schlimm (das wird es aber manchmal dann beim Zerlegen!!! Und wie schlimm sogar, na, seht selbst!!!)
Öl, wo immer das Auge hinschaut! Und dann diese zusätzliche Motorentlüftung (die gar keine ist, weil verschlossen!), was immer man sich dabei wohl gedacht hat!?
Ein paar Detailbilder
Der rechte Zylinderkopf, Kühlrippen weggebrochen und im oberen Bereich geschweißt (allerdings nicht sehr professionell!). Instandsetzungskosten ca. 400 Euro (Aufschweißen der Kühlrippen, 1 Mann, 1 Tag Arbeit) Egal, dafür sollen die Zylinder quasi neu sein, so sehen sie von außen auch aus! Weitere Überraschungen folgen später.
Es gab nur die Lösungen: "Im Meer versenken oder komplett auseinander!"
Die Kupplungsseite, ein Traum in Öl! (so sah dann die Kupplung auch aus) Auch hier ist noch einmal die zusätzlich angebastelte Motorentlüftung zu sehen. Schön ist auch das erleichterte Kurbelwellenlager! Beides braucht kein Mensch!
Extrem erleichterter Anlasserkranz (nicht schlecht). Allein die sehr schmale Kupplungsauflage finde ich nicht so toll. Man verschenkt die Wirkung einer halben
Belagbreite und steigert den Verschleiß enorm.
Ergal-Kupplungskorb (gut)
Wenn man dreißig Jahre nicht gereinigt wird ... die Ölwanne. OK, so sehen alte Motoren nun einmal von innen aus. Damit muss man leben können, dazu gibt es Benzin oder andere Reinigungsmittel.
Wenn zu lange Schrauben in ein Motorgehäuse gewürgt werden ist das allerdings sehr übel! (hinteres KW-Lager), weil sie dann auf der anderen Seite schon mal rauskommen.
Gewichtsoptimierung an einem 240 Kg-Motorrad, oder "Wie ruiniere ich einen Kurbelwellenlagerschild?"
So sieht dann ein fabrikfrischer Lagerschild aus den ich auch noch bekam! Danke!
Bedauerlicherweise habe ich ihn heute beim Einbau hingerichtet. Ich habe übersehen, dass etwas von dem um die zusätzlich montierte Motorentlüftung verschmierten Flüssigmetall (nicht von mir!) auch
auf den Dichtbereich des Lagersitzes reichte. Das ergab dann ein Knickmoment und damit einen Riss im Lagerschild! SCHEIßE! Ich könnte heulen! Ist denn nicht alles schon schlimm genug? Musste dieser
Mist jetzt auch noch sein!? NEIN MUSSTE ER NICHT! Jetzt bestelle ich mir einen Neuen! (Knapp 100 Euro!)
Wenn man die Zylinderfüße vor der Montage nicht auf das notwendige Einbaumaß abdrehen lässt (war gegen Aufpreis z.B. bei Moto Spezial angeboten, für Zylinder ab 88mm aufwärts) kriegen die Laufbuchsen von den Pleuellagerschrauben in der Folge richtig einen in die Fresse. Ergebnis ist, dass beide Zylinder (fabrikneu!!!) nach ca. 10 km (und das ist ein optimistischer Wert!) gerissen sind, die Kolben wie auf dem nächsten Bild zu sehen, völlig im Arsch sind! Bilder des Grauens! Schaden ca. 650 Euro (und geben tut es die Zylinder -mit Nigusillaufbüchsen- auch nicht mehr, zwischenzeitlich werden sie mit Stahlbüchsen bei EBay für rund 890 Euro wieder angeboten! Die Kolben sind dann von der V11).
Ein relativer Glücksfall ist, dass ich noch einen gebrauchten Satz Zylinder mit 90 mm Bohrung bekam. Zustand passabel, kann man mit ein wenig Aufwand (neue Kolbenringe, Glasperlen strahlen etc.) noch was draus machen.
Hier folgt noch ein wirklich spannendes Bild von den Zylindern. Die Nigusillaufbüchsen wurden ausgefräst und durch 90 mm Stahlbüchsen ersetzt! Also 980 ccm. So etwas gibt es als Originalteil von Guzzi nicht! Tolle Lösung!
Nicht benötigte Motoröffnungen wurden vor dem Glasperlen strahlen durch selbstgefertigte Aludeckel verschlossen.
Sturztechnisch bedingt war auch der rechte Ventildeckel stark in Mitleidenschaft gezogen (was eigentlich nicht?) und musste überarbeitet werden. Also, damit es gleich aussieht, habe ich an beiden Ventildeckeln je zwei Kühlrippen entfernt, sie danach zum Glasperlenstrahlen gebracht, fertig! GUT! Dann habe ich noch in England (!) zwei hübsche Sturzbügel gekauft, und schon macht alles ein Bild!
Nach der "Bearbeitung" (der andere Deckel sieht genauso schön aus!).
Nun aber zum Motorgehäuse. Klar war, es konnte nicht so bleiben wie es war. Meine erste Idee war, und das hätte mir echt viel Arbeit erspart, es sollte Trockeneis gestrahlt werden. Der Vorteil dabei
ist, man hat kein Strahlgut in irgendwelchen Ölkanälen, und wenn doch, dann ist es Wasser! So what!? Nach Rücksprache mit den dazu verfügbaren Spezialisten stellte sich jedoch heraus, die auf dem
Motorgehäuse befindliche Farbe geht so nicht ab (oder aber es ist ein echt zeit- und arbeitsaufwendiges Verfahren)! Scheiße!*((( Ganz nebenbei bemerkt hatten sie auch noch "Apotheken-Preise"
aufgerufen!
Also durfte ich in der Folge allerlei Deckel anfertigen (siehe nachfolgendes Bild) und habe das Motorgehäuse dann zum Glasperlen strahlen gebracht! Das hat den
Vorteil, dass das Gehäuse nicht nur sauber wird, sondern in der Folge auch eine gleichmäßige Oberflächenstruktur hat (incl. der selbstgefertigten Deckel).
Den "Martinek"-Schriftzug habe ich entfernt, zum Einen, weil der Inhalt des Motors nun wirklich nicht erwähnenswert ist, zum Anderen, um unliebsamen Fragen beim TÜV vorzubeugen! (Was ist denn da
drin? Was wurde verändert? Haben Sie dafür eine ABE? etc., etc.) .
Heute (14.07.2009) habe ich das Motorgehäuse abgeholt, es war nicht wiederzuerkennen und in einem fast neuwertigen Zustand! Da kommt doch Freude auf ...! *))) Das macht Mut! Obwohl, so ein klein wenig Patina würde ihm auch gut stehen!
Jetzt steht noch eine sehr zeitintensive Innenreinigung an, denn eines ist mal klar, da darf auch nicht nur ein Krümel Strahlgut drinbleiben! Da muss schon mal die Dusche herhalten, denn ich glaube, mit ganz viel heißem Wasser geht es wohl am besten!*))) Danach extrem viel Pressluft und schon ist alles in trockenen Tüchern. Und, meine Frau ist gerade nicht da!*)))
Die Zylinder sind glasperlengestrahlt und warten jetzt auf die Kolben (dann mit neuen Kolbenringen).
Nebenbei sei noch bemerkt, die angebliche P3-Nocke ist ein Guzzi-Standardteil, die Kurbelwelle nicht gewuchtet, damit auch höchstens der Normalfall! Also auch in diesen Bereichen nix mit Tuning oder
so! Warum bloß war dann ein "Martinek"-Schriftzug auf dem Motorgehäuse??? Ich werde es wohl nie erfahren!
Der Rumpfmotor ist zusammengebaut, komplett neu abgedichtet mit VA-Schrauben verschraubt und überall dort wo es nötig war, überarbeitet und verbessert! Die im Gehäuse befindlichen zusätzlichen Löcher habe ich verschlossen. Sie waren ohnehin überflüssig.
Der nächste Schock ist auch schon da, die Ventilsitze in den Zylinderköpfen haben alle starke Narben (Pitting) sind damit undicht und müssen nun notgedrungen alle 4
neu eingeschliffen werden. Ich bin begeistert.
Auslass 40 mm
Ein spannend anzuschauender Einlasskanal, habe ich so auch noch nicht gesehen! Das kommt davon, wenn Standardzylinderköpfe getunt werden und Ventile eingebaut werden,
die für diese Art Kopf nie vorgesehen waren! Übrigens hat es diese Zylinderköpfe mit dieser Ventilbestückung im Original bei Guzzi nie gegeben. Die Ventilsitze sind stark zurückgesetzt, damit die
großen Ventile sich bei der Arbeit nicht berühren! Einzig bei der LM IV waren sie zu finden, aber die hat einen eckigen Motor. Also doch Martinek? Der Umbau dieser Köpfe, mit großer Kalotte, großen
Ventilen (und damit einer in Gänze geänderten Symmetrie) und Doppelzündung dürfte damals ein kleines bis mittleres Vermögen gekostet haben.
Na, schaun wir uns mal das Getriebe an!?
So sieht ein neuwertiges Getriebegehäuse nach dem Glasperlenstrahlen aus!
Ich bin begeistert! Endlich mal läuft etwas völlig normal!*)))
Zwischenzeitlich ist das Getriebe komplett gereinigt und von Strahlgutresten befreit. Jetzt kann es also an den Zusammenbau gehen. Es wird künftig keinen Anschluss mehr für den Tacho haben, genauso
wenig wie einen Leerlaufschalter! Beides braucht man auch nicht wirklich!!!
Die Kontrollbohrung für den Ölstand hat ein neues Gewinde und eine VA-Verschlusschraube. Das alte Gewinde war faul!
Wo ich schon mal dabei bin, will ich auch gleich noch die wenig sinnvoll platzierte Getriebeentlüftung in den hinteren Deckel verlegen, denn an der jetzigen Stelle (seitlich hinter dem Anlasser!) ist sie genau vor einem schnell drehenden Zahnrad, was in der Folge dazu führt, dass richtig viel Öl rausgeschmissen wird! Bei dem Getriebe meiner LM III hatte man das werkseitig schon geändert, was auch Sinn macht!
Geändert
So, jetzt sind noch ein paar Stehbolzen anzufertigen, einige Schrauben zu kürzen und eine Deckeldichtung zu besorgen, dann kann es losgehen. Die neuen Simmeringe und die Dichtzylinder für die
Kupplungsdruckstange liegen schon in der Schublade, neben den ebenso benötigten wenigen O-Ringen.
Damit dann auch alles beim Zusammenbau an den richtigen Platz kommt, habe ich mir noch schnell eine Ersatzteilliste (mit Explosionszeichnungen) in England besorgt. All
inclusive: 2,45 Euro!
Fertig!!!*)))
Im Übrigen ist so eine komplette Motorrevision ganz schön zeitaufwendig, nun, ich bin jung, ich habe Zeit...!
An dieser Stelle tritt nun eine von der Länge her nicht abzusehende Pause ein. Denn, ab jetzt wird es richtig teuer. Jetzt müssen die Kolben überarbeitet werden (die
Geschichte mit den Kolbenringen), der rechte Zylinderkopf geschweißt und alle Ventilsitze neu eingeschliffen werden. Ich spare schon mal dafür. Eile habe ich aber keine, denn mein ALTER Motor läuft,
und wie!*)))
Ich habe es kommen sehen.
Heute ist der 21.09.09 und es bahnt sich ein Drama an! Alles was es bei mir zu schrauben gab ist fertig oder in einem Zustand, der zunächst keine eigenen Tätigkeiten mehr erfordert. Die Guzzi läuft
und ist frisch poliert, die XJR läuft und ist frisch geputzt, die XS läuft bis auf ein kleines elektrisches Problem (Lösung ist aber schon angedacht und terminiert) und die SR ist ohnehin schon seit
Jahren fertig, aber ich brauche sie immer noch nicht!
Nach meiner Entscheidung nur noch für mich zu schrauben stehen jetzt wirklich harte Zeiten ins Haus. Ich habe heute sogar alle meine Regale und Schränke entrümpelt und allerlei Teile zusammengetragen
die ich nicht mehr brauchen kann und die nun über EBay ihren Weg in die weite Welt gefunden haben.
Zum Schluss, und das zeigt ein Stück weit die aufkommende Verzweiflung, habe ich sogar meinen Garagenaschenbecher (aus Messing) gereinigt und poliert!
Hat noch jemand Fragen?
Und so konnte es dann zu dem nachfolgend eingefügten Bild kommen.
Ein Stillleben ......
Erschütternd, oder? Wie soll das nur erst im Winter werden???